Sevilla: La Giralda de Santa Maria de la Sede

Der Glockenturm der Kathedrale Santa Maria von Sevilla hat einen Namen, er heißt La Giralda und ist heute eines der Wahrzeichen Sevillas. Bis zur Rückeroberung Sevillas im Jahre 1248 war La Giralda das Minarett der Hauptmoschee. Die Moschee wurde zunächst als Kirche weiter genutzt, schließlich aber abgerissen, um von 1401 bis 1520 an derselben Stelle die größte gotische Kathedrale der Welt, die Santa Maria de la Sede zu bauen.

La Giralda quer: mittel

Nicht abgerissen wurde das Minarett. Es blieb stehen und wurde erst um einen Glockenstuhl ergänzt, später nach der Mode der Renaissance verziert. Der Grundbau samt seinen maurischen Ornamenten blieb jedoch derselbe. Dies ist der Grund, warum La Giralda den Minaretten der Hauptmoscheen von Rabat und Marrakesch so stark ähnelt: alle drei entstanden zur gleichen Zeit, beauftragt von den gleichen Bauherren, ausgeführt von den gleichen Baumeistern innerhalb ein- und desselben Saatsgebildes.

Alejandro Guichot (Museo de Artes y Costumbres Populares de Sevilla), http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

Links die maurische Variante, rechts die christliche, in der Mitte das Renaissance-Upgrade. Von Alejandro Guichot (Museo de Artes y Costumbres Populares de Sevilla, creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode)

 

In der Kathedrale befindet sich ein Sarkophag mit den sterblichen Überresten von Cristobal Colón, dem Genueser Abenteurer, besser bekannt unter dem Namen Kolumbus. Zu sagen, Kolumbus läge in Sevilla, wäre jedoch aus mehreren Gründen verkürzt wiedergegeben. Zum einen ruht der Sarkophag nicht auf oder in der Erde, er wird vielmehr von vier Statuen in der Schwebe gehalten – den Repräsentanten der Staaten Kastilien, Navarra, Aragón und Leon. Zum anderen erhebt auch das ferne Santo Domingo den Anspruch, die letzte Heimstatt des Conquistadors zu sein.

Kolumbus´ Tod im Jahre 1506 konnte dessen weitere Reisetätigkeit nicht verhindern. Zunächst wurde Kolumbus zwar in Valladolid beigesetzt, bereits 1509 aber nach Sevilla umgebettet, bevor er 1537 ins karibische Santo Domingo verschifft wurde, um in Amerika die letzte Ruhe zu finden, wie es sein testamentarischer Wunsch war. Aber Pustekuchen, denn 1795 ließ Spanien die Überreste nach Kuba bringen, von wo sie jedoch angesichts der drohenden Niederlage der Spanier im Unabhängigkeitskrieg zurück nach Sevilla verschifft wurden.

Dort liegt er jetzt also angeblich, der Christopher, oder das, was von ihm übrig ist, und das ist nicht mehr viel. Keine 200 Gramm an Skelettresten sind es, die von Kolumbus fünfter Amerikareise nach Sevilla zurückgefunden haben. Dass es sich tatsächlich um die Gebeine Kolumbus handelt, hatte 2006 pünktlich zum 500. Todestag eine gentechnische Untersuchung festgestellt, die feststellen sollte, dass es sich um Kolumbus handelt. Wobei man der Fairness halber erwähnen muss, dass eine ähnliche Untersuchung dem Sarg mit der Aufschrift „Cristobal Colón“, der 1877 von Arbeitern unter der Kathedrale von Santo Domingo gefunden wurde, noch nicht zuteil wurde. In quantitativer Hinsicht hätte Santo Domingo die Nase höchstwahrscheinlich vorne!

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