Der Weg nach Sidi Ifni

Der Volverismus wurde auf dem Weg nach Sidi Ifni erfunden, und das kam so: Der Amerikaner, der zeitgleich mit mir in Taroudant logierte, hatte einen Mietwagen und wollte zum Surfen. Und zwar nach Mirleft, also dorthin, wo ich Jahre zuvor mit Mohammed, Kunstlehrer in Tan-Tan, noch Pläne geschmiedet hatte: Wie wir mit seiner Klasse all den Plastikmüll vom Strand sammeln und nach Farben ordnen würden. Um ihn wieder auszubringen, in einer Line, regenbogengleich auszulegen, am Strand von Mirleft. Ich also mit nach Mirleft. Wieder. Encore une foi. Volver.

 

courtesy of Phil Dera

Die Küstenstraße ab Tiznit, die kahlen Hügel und Mirleft eine einzige Erinnerung und er, der Amerikaner, in genau dem Hotel eingecheckt, wo ich damals war… Hotel du Sud, wo sonst? Aber die Straße, die Straße zieht nach Süden und zieht uns anderntags mit. Über Legzhira, dessen kupferfarbene Bögen noch stehen (jetzt nicht mehr), die Küste weiter, weiter bis ans Ende der Welt. Bis zur Stadt Sidi Ifini, hinter welcher nur noch Schotterpisten weiterführen. Nach Sidi Ifni, wo ich ebenfalls vor Jahren schon einmal war, schon einmal gestrandet bin, dort am Ende der Welt. Volver, volver, y ahora qué?

courtesy of Phil Dera

Vor uns Sidi Ifni und das Hostel Suerte Loca, das Glück am Ende der Welt, am Ende aller Straßen. Dahinter Halbwüste und der steinige Weg zum Plage Blanche, den ich auch noch gehen würde. Genauso wie nach Guelmin, Tor der Wüste. …Sidi Ifni, wo neben Französisch und Berber noch Spanisch gesprochen wird.

Und ich, ich stellte mir vor, man könnte Texte schreiben wie Lieder, Texte, die sich wieder und wieder lesen lassen, weil sie wie Liebeslieder sind. Ich stellte mir vor, ich würde ein Lied schreiben, dass nichts loslässt, nichts festhält und nichts gehen. Das wiederkehrt. So ein Lied würde ich gerne schreiben, das dachte ich im Suerte Loca, in Sidi Ifni. Am Ende der Welt, am Ende aller Straßen, dort wo das Glück anfängt, wohin ich zurückkehren würde: Ahora, corazón, ahora qué?

 

ahora que cruzo pueblos pálidos

ahora que he de atraverser otro mar azul
ahora que paso por un verdor total

las brisas jónicas détras, 
cordilleras albaneses delante
ahora que nada parece seguro

que durante la travesía no veo el campo por ninguna parte

ahora que todo es todavía posible
ahora, perdiendo terreno,
 ahora

corazón, ahora qué?

 

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