Recuerdos del Born

Placa Reial

Wie kann man denn ein ganzes Viertel vergessen? Die Basilica Santa Maria del Mar habe ich diesseits der Laietana gesucht. Aber was heißt suchen? Ich bin einfach drauflos gelaufen, so wie immer, und habe fest damit gerechnet, dass ich gleich vor ihr stehe, so wie ich tags zuvor unverhofft vor dem Tabaco gestanden habe, erst vor dem Tabaco, dann vor der Panaderia und schließlich vor dem Lebensmittelladen, der mich Jahre zuvor so beeindruckt hatte: Nicht allein wegen der ganzen Schinken unter der Decke, sondern wegen dem soliden Wein für drei Euro. Damals, ich kann mich genau erinnern, dachte ich, dass müsste doch in Berlin auch möglich sein, anständiger Wein für ein paar Euro, unprätentiös dargeboten. Auch die Eisdiele, in der Rosella gearbeitet hatte, habe ich wieder gefunden, ich bin quer hinunter durch den Raval, über die Rambla dels Caputxins und um die Ecke gebogen und stand auf einmal dort, wo den beiden Pierrots einst becherweise Eis spendiert wurde als Tageslohn.

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Karten? Brauche ich nicht. No hay mapas, no hay planes, somos estrellas. Aber die Santa Maria finde ich nicht, ich weiß noch nicht einmal mehr den Namen, nur die grobe Richtung. Was ich weiß ist, dass dort Ingatius von Loyola begraben liegt. Ich getraue mich aber nicht, mit meinem rudimentären Spanisch nach Igantio, nach Sant Ignasi de Loiola zu fragen.
– Der Weg zu Ignatio, bitte?
Stattdessen laufe ich links, dann rechts, und erneut an der Post vorbei und schließlich im Kreis, beschließe Kaffee zu trinken und das Wifi anzuzapfen: El Born! Natürlich! Auf der anderen Seite, klar! Im El Born, im Café gegenüber der Santa Maria, hatten wir uns damals getroffen. Zwei Notizbücher waren auf dem Tisch zu liegen gekommen, das des Zeichners und das des Schriftstellers. Tags darauf hatten wir uns wiedergetroffen, um Plakate zu malen und in einem Zauberladen weiße Schminke zu kaufen. Weiße Schminke ist wichtig, wenn man sich anschickt, neben einem Eisladen nahe der Ramblas Träume aller Art feilzubieten.

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Es war nur eine kurze Zeit in Barcelona, kaum mehr als eine Woche, höchstens zwei. Aber jetzt, wo ich innerhalb weniger Stunden an die ganzen Orte zurückkomme und mich an alle Details zu erinnern beginne, ist mir, als hätte ich hier eine Zeit lang gelebt. Acht oder neun Jahre ist das alles her, vielleicht sogar zehn. Barcelona hat sich verändert, das Viertel El Born wirkt kaum noch heruntergekommen, allerhand Läden haben eröffnet, Jute-Taschen werden designed, Besuchergruppen alle paar Minuten vor die Santa Maria geführt, von Ignatio allerdings erfahren sie kein Wort.

El Born, das nahe Meer ist spürbar, im Schatten ist es kühl und in der Sonne schon warm. Ein lauer Frühlingswind weht, es sind die ersten angenehmen Tage. Barcelona ist schön, unfassbar schön.

Santa Maria del Mar

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